In Matanzas kannst du einfach am Leben in Kuba teilhaben. Ohne als Tourist aufzufallen. Die Leute beachteten dich weniger und die „Taxi!“ Rufe gab es seltener zu hören. Das war zumindest unsere Erfahrung vor Ort.

Von Havanna nach Varadero – und zurück nach Matanzas

Unser Plan war eigentlich den Hershey Zug von Havanna zu nehmen. Wir waren vor Abfahrt am Bahnhof, sahen dort den Zug und wartende Passagiere und fotografierten den Fahrplan ab. Nur hatten wir nicht nachgefragt, ob der Zug auch wirklich bis nach Matanzas fährt.

Am Abend vor der Abfahrt teilt uns die Besitzerin unserer Casa mit, dass der Zug nur bis Hershey fährt. Und nicht nach Matanzas. Also entscheiden wir uns für ein Taxi Collectivo für 20 CUC pro Person von Tür zu Tür am nächsten Morgen. Für die knapp 100 Kilometer lange Fahrt ist das nicht günstig. Aber dafür spart man sich in Havanna den Weg zum Busbahnhof, der nochmal Geld und Zeit kostet. In einigen Städten wie Matanzas, Cienfuegos oder Trinidad kommt man zu Fuß von der Innenstadt zum Busbahnhof. In Havanna dagegen nicht und eine Taxifahrt wird fällig.

Der Taxifahrer hat einen Musikgeschmack zwischen A-ha, den Scorpions mit „Winds of Change“, Stone Temple Pilots und Kenny Loggins. Wir werden auf den 90 Kilometern 2 Mal von der Polizei angehalten. Was nicht am Fahrer liegt, sondern an der Dichte der Verkehrskontrollen in Kuba. Die ist echt hoch, was sich im weiteren Verlauf der Reise noch bestätigen wird. Wir sehen einen Polizisten mit dicker Zigarre im Mund, der unseren Fahrer mit sozialistischem Umarmen begrüßt. Only in Cuba!

Unser Fahrer knattert aber erstmal an Matanzas vorbei und merkt erst später, dass er uns dort hätte absetzen sollen. Das argentinische Paar auf der vorderen Bank übersetzt für uns. Macht nichts, so bekommen wir noch eine Tour durch Varadero. Der Ort ist wie ich ihn mir vorgestellt habe. Eine Hotelsiedlung für Touristen. Danach folgt die sich ewig hinziehende Hotelzone. Gut ist daran, dass man direkt am Strand wohnt. Denn Strände sind in Kuba von Städten aus oft nur umständlich zu erreichen. Allerdings kommt man in Varadero ohne fahrbaren Untersatz nicht weiter weg. Für mich wäre das nichts. Das Kuba außerhalb der Hotelzone da draußen ist anders. Etwa so wie in Matanzas.

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Matanzas. Das Nicht-Havanna.

Am Ende kommen wir dann in Matanzas an. Das „Athen von Kuba“ ist ziemlich laut. Die Straßen sind eng und wirken wie ein Schalltrichter für den Verkehrslärm. Oropax mitzunehmen ist definitiv eine gute Idee. Es dröhnt, es lärmt, es rattert. Trotzdem hat die Stadt ihren Charme. Eine mittelgroße kubanische Stadt mit nur wenig Tourismus. Für ein bis zwei Tage ist der Ort wunderbar.

Und als Kontrastprogramm zu Havanna sind wir über die Stadt froh. Wir werden nicht mehr ständig angesprochen, ob wie ein Taxi oder Zigarren benötigen. Hier in Matanazas können wir unbehelligt durch die Straßen schlendern.

Und noch eins fällt auf: Alle Portionen sind doppelt so groß wie in Havanna. Im Restaurant essen gehen: doppelt so viel Essen. Frühstücke in der Casa: doppelt so groß. In der DDR gab es in Ostberlin alle Lebensmittel, die es in der restlichen DDR nicht gab. In Kubas Hauptstadt gibt es zwar alles, aber deutlich teurer und kleiner als im übrigen Kuba.

Wir schlendern durch die Stadt der vielen Brücken. Ab und zu fährt eine rostige Diesellok auf den Gleisen am Hafen entlang. Und man kann zu Fuß am Strand entlang flanieren. Dort spielen ein paar Jungs Baseball. Direkt daneben ist ein Strand. Baden haben wir hier niemanden gesehen.

Die Badestrände liegen alle eher in Richtung Varadero, etwa der Playa Coral mit glasklarem Wasser und einem Korallenriff voll mit Fischen und lebenden Korallen. Der Strand liegt 8 Kilometer östlich von Matanzas und kann individuell oder als Teil einer Tour besucht werden.

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Wanderung zur Iglesia de Monserrate. Und afro-kubanische Geheimgesellschaften.

Als Halbtagesausflug lädt der Weg zur Iglesia de Monserrate ein, einer Kirche auf dem Berg. Sobald wir das Stadtzentrum verlassen, sehen die Häuser deutlich ärmer aus. Der Weg führt uns an einem Hospital vorbei und an halb verfallenen Herrenhäusern hoch zur Kirche. Dort befinden sich ein paar Stände für Getränke. Und man kann über eine Brüstung über das dunkelgrüne Tal des Rio Yumuri blicken.

Es ist brütend heiß. Die Kirche sehen wir uns nur von außen an, da auf der großen Wiese davor gerade eine Falknerin mit ihrem Raubvogel beschäftigt ist. Der Falke kreist zwischen den heimischen Geiern. Wir ruhen im Schatten aus und sehen den Raubvögeln zu. Und blicken über die Bucht von Matanzas. Auf dem Rückweg finden wir noch eine kleine Abakuá Opferstätte auf dem Berg. Ich weiß zunächst nicht, was ich da gefunden habe. Zwei platzierte Kokosnusshälften, Vogelfedern und Blut. Dazu gibt es Kreidemarkierungen mit geheimnisvollen Zeichen. Hier wurde ein Huhn rituell geschlachtet. Von dem Huhn ist nichts mehr übrig.

Die Religion Abakuá  stammt aus Nigeria und Kamerun. Es ist eine Geheimgesellschaft und fest in der afro-kubanischen Kultur verwurzelt. Wesentlich größer als Abakuá ist die Santería, eine Religion die afrikanische Religionen mit dem Katholizismus verschmolzen hat. Kuba ist zwar sozialistisch, aber sicher nicht areligiös. Auch in Matanzas sehen wir an vielen Häusern noch Fotos vom letzten Papstbesuch 2015 auf Kuba.

Beide Religionen benutzen Tänze und verschiedene Schlaginstrumente für ihre Rituale und Feste. Wenn du Glück hast und zur richtigen Zeit in Matanzas bist, kannst du einer der vielen afrokubanischen Bands sehen.

Eine Stadt macht Musik. Das Konzert im Park.

Der zentrale Ort in der Stadt ist der Parque Libertad im Zentrum. Hier sitzen Jugendliche auf den Bänken und nutzen das Wifi auf dem Platz. Es befindet sich ein Straßencafe an der Ecke, an dem wir Refrescos trinken. Coca Cola gibt es nicht im Straßenverkauf in Kuba. Die hiesige Marke Ciego Montero löscht den Durst aber ebenso.

Am Platz befindet sich das Museo Farmaceútico (Eintritt: 3 CUC), in dem alte medizinische Gerätschaften ausgestellt sind. Direkt um die Ecke ist der Sala de Conciertos José White. Dort finden regelmässig Konzerte statt, der danzon-Tanz wird hier ebenso aufgeführt.

Samstag abends werden am Parque Libertad Lautsprecher aufgebaut. Vor der Bibliothek formiert sich eine Band. Lokale Musiker spielen in wechselnder Zusammensetzung mit 14 Leuten. Eine Menschentraube bildet sich um die Band, die ohne Bühne spielt, etwas zwischen Salsa und Rumba. Kuba kann aber auch anders, später in Santa Clara erleben wir um zentralen Platz ein Blasorchester mit klassischer Orchester-Musik. Hier in Matanzas ist das eher wie ein Jam-Session mit klassischer Musik. Die Bürger der Stadt versammeln sich und lauschen der Musik. Ein Gänsehautmoment. Heute abend in Matanzas sind wir von diesem Moment bewegt.

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Aber es ist auch anders als erwartet. Das Publikum ist keineswegs stürmisch-begeistert. Alle stehen ruhig in einer Menschentraube um die Band und hören zu. Und klatschen. Auch später werden wir ähnliches erleben auf Konzerten. Es wird manchmal auch getanzt, aber Szenen wie im Buena Vista Social Club sehen wir selbst nur in einer weiteren Dokumentation über die Band aus dem Film. Wir erleben Kuba anders, als unsere Vorstellungen von Karibik sind. Kuba ist nicht Karneval in Trinidad oder Dancehall auf Jamaika. Die Musik heute abend ist auch weniger ausgelassen. Sondern sehr feierlich.

Auf Youtube kannst du dir eine Band aus Matanzas anhören und verstehst augenblicklich die Stimmung. Kein Wunder, dass der Name der Brass-Band sich auf „La Atenas de Cuba“ bezieht, den Vergleich mit Athen. Hier in Matanzas kann man die pulsierende Energie hinter Kubas Kulur entdecken.

 

Weiterkommen nach Cienfuegos

Entgegen der Angaben im Reiseführer kommt man von hier aus mit Viazul nicht nach Cienfuegos. Der einzige Bus fährt morgens um 7:30 Uhr von Varadero aus und kann nur dort einen Tag im Voraus reserviert werden. Du müsstest als am Vortag nach Varadero fahren, das Ticket besorgen, zurückfahren und es irgendwie schaffen am nächsten Tag um 6:30 in Varadero zu sein.

Unser Casa Gastgeber empfiehlt uns Sammeltaxis bis Varadero und dann dort von der Viazul Station aus weitere Taxi Collectivos. Die Haltestelle für Taxi Collectivos und Busse befindet sich unten an der Hauptstraße nach Varadero am Plaza de la Vigia. Für 1 CUC fahren wir mit einem Sammel-Lastwagen mit. Auf der Fahrt lernen wir: die Haltestellen in Varadero sind nach den numerischen Straßennamen benannt und die Viazul Station befindet sich in Calle 36.

In Varadero ist die Atmosphäre an der Viazul Station an diesem Sonntag vormittag schläfrig. Als wir ankommen warten dort nur vereinzelte Reisende. Und keine Taxi Collectivos. Ein Taxifahrer hält. Für 40 CUC fährt er uns die 200 km nach Cienfuegos.

Adressen in Matanzas

Unterkünfte

Casa Particular Evilio & Isel. Wir sind hier abgestiegen. Das Ehepaar ist supernett, sehr hilfsbereit und das Frühstück ist voluminös. Außerdem gibt es einen wuscheligen Hund. Und ein riesiges Hochzeitsfoto der Tochter im Wohnzimmer. Allerdings ist das Zimmer, obwohl es zu einer Seitenstraße zu liegt, sehr laut. Trotzdem: man sitzt bei einer typisch kubanischen Familie mit am Esstisch und wird bekocht. Daher haben wir meistens auch hier gegessen.

Calle 79, Nr 28201
Tel: 45243090, Email: evelioisel@yahoo.es
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Restaurant

Restaurante Romantico San Severino. Direkt am zentralen Parque Libertad. Pollo Genovese gibt es für 8.50 CUC. Cocktails für 2 CUC. Das Restaurant befindet sich im ersten Stock, die lange Treppe hoch. Oben kann man auf vom Balkon aus den ganzen Platz überblicken während des Essens.

Konzerte

Falls du ein Konzert erleben möchtest, dann sieh vor deinem Besuch auf http://www.atenas.cult.cu/ (spanisch) vorbei, einer Website mit kulturellen Events in Matanzas.

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2 Replies to “Matanzas. Die lauteste Stadt Kubas.”

    1. Danke für das Lesen! Und ja, Kuba auf jeden Fall machen. Ich war vor Abreise skeptisch, jetzt möchte ich nochmal hin.

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