Was im Buchhandel noch fehlt sind Reiseführer, die Länder nach Dezibel klassifizieren. „Besuchen auch Sie die lautesten Länder der Welt!“ Thailand könnte hier ohne Probleme auf einem der vorderen Plätze mitlärmen. Das Land ist, wie die Website Thaiminator schon bemerkt hat, „kein leises Reiseland“ und irgendwie scheinen hier alle Motoren doppelt so laut zu sein wie anderenorts. Dementsprechend hört es sich dann auch vor Ort an: wruuuummtuuuuuttrrrrrrrrooooommmwttttttwttttttwwwwttttttAAAAhhh. Wie eine Phantasie aus einem Werner-Comic: Motorräder dürfen erst dann amtlich auf die Strasse, nachdem sämtliche schalldämpfenden Merkmale fachmännisch entfernt wurden. Ein grimmiger Hells Angels Veteran mit Dekra-Etikett auf der Kutte überwacht das genau und sägt notfalls selbst den Krümmer ab.

Die Ringstraße von Ko Samui ist stark befahren. Ich komme mir vor, als würde ich direkt zwischen Hockenheimring und Autobahn in einem Zelt übernachten. Meine Hütte steht in direkter Nähe zur Straße, ein Glück habe ich Oropax dabei. Dabei war ich froh, diesen Bungalow bekommen zu haben. Der Blase des tourismusinduzierten Immobiliengoldrauschs scheint immer noch anzuwachsen. Immobilinmakler und „land for sale“ – Schilder gibt es zuhauf. Die zuvor recherchierten Preise bzw. Preisangaben aus dem Reiseführer für Unterkünfte sind nicht mehr aktuell. Eine Französin auf dem Herweg im Sammeltaxi meinte, sie habe mit ihrem 700 Baht Zimmer ein Schnäppchen ergattert. Äh, tja. Also ich bin auf Budget unterwegs, da meine Kohle noch ca. 721 Tage reichen muss.

Also muss ich mir auf eigene Faust etwas suchen. Der englische Lonely Planet enthält weder eine Karte von Lamai noch ausreichend viele Budget Optionen. Ich laufe aus der Ortschaft Lamai nördlich zum New Hut Ressort, ab 400 Baht geht es hier los, aber leider alles ausgebucht. Dafür sieht es ordentlich aus, ebenso bei Mejee daneben, aber dort kostet das Zimmer 600 Baht. „No name bungalows“ will horrende 500 Baht für ziemlich ranzige Hütten. Diagnose Goldrausch, siehe oben. Ich finde mit Tapee die scheinbar einzig verfügbare Budget Option für 300 Baht, danach befinden sich nur noch Ressorthotels an der Straße. Preis und Zustand ist absolut fair, nur ist der Haken eben die besagte Straße, was für sehr viele andere Unterkünfte ebenso gelten dürfte.

Eigentlich habe ich mein Existenzialurteil über Ko Samui bereits 5 Minuten nach Ankunft gefällt. Zuvor auf der Bahnfahrt eine kurze Begegnung mit einer Frau, die nach Trang wollte. „Du willst nach Ko Samui? Wie furchtbar!“ meinte sie. Aber ich muss diesen Ort selbst erlebt haben und streune ziellos durch die trostlose Einöde für Urlauber. Ein Glück gibt es den rettenden 7Eleven. Ich lasse mir wie üblich keine Plastiktüte mitgeben für den Eistee, den ich direkt trinke.

Der nächste Tag zeigt sich deutlich versöhnlicher: man kann dem motorisierten Wahnsinn zwar nicht entkommen, aber selbst mitmachen. Und mit einem Scooter lässt sich die Insel ganz hervorragend erkunden. Der Weg zum Nam Tok Hin Lat Wasserfall ist dann eine überraschend wilde Wanderpartie durch die subtropische Vegetation. Ich finde abends einen Moment der Freude in einer Oase des Friedens: im Starbucks in Chaweng. Ein sündhaft teurer flavored Latte sprengt mein Budget aber an meinem Geburtstag darf ich das.

2 Replies to “Rennstreckenfaszination Ko Samui”

  1. Alles Gute zu Deinem Geburtstag wünschen Dir die Esslinger.
    Bei Deiner Budgetplanung sind Dir ganz offensichtlich Deine schwäbischen Gene sehr behilflich.?
    Wir verfolgen Deinen Blog wie einen Krimi.
    Big uncle is watching you. ?
    Marlene ist ganz neidisch und lässt Dich herzlich grüßen!
    Weiterhin viel Spaß!

  2. Also mir hat Koh Samui ganz gut gefallen, wir waren letzten Dezember Nähe Lamai Beach untergebracht. Das Nachtleben fand ich super!

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