Ko Phangan gefällt mir deutlich besser als Ko Samui. Die Insel
erinnert mich vom Alltag an Ko Lanta, wo ich 2012 für ein paar Tage unterwegs war. Die Fähre von Ko Samui landet an Haad Rin Pier und es gibt hier nur ein kleines Sträßchen.Wie man sich so eine Tropeninsel so vorstellt, die wahlweise auch Jamaika heißen könnte. Die Bob Marley Referenzen sind im übrigen allpräsent von entsprechend gestalteten Bars bis hin zu bedruckten Tüchern mit dem Antlitz des Übervaters.
Ich will nicht in Haad Rin bleiben und laufe mit dem Rucksack in Richtung Thong Sala. Ein Fehler, denn die Hügel waren auf der Karte natürlich nicht eingezeichnet und irgendwann kommen auch keine Bungalow Ressorts mehr, sondern ein Schild „Thong Sala 10 km“. Das von mir ausgesuchte Hostel erscheint nicht. Dafür hält ein langhaariger Israeli mit dem Scooter an und fragt, wo ich hin will. Er arbeitet in einem Hostel, das passt doch, also nimmt er mich zurück nach Haad Rin. Exzellent, denn ich muss gerade nicht unbedingt einen weiteren Bungalow haben.
Haad Rin erweist sich als verschlafenes Nest. Ich hatte erwartet hier das Epizentrum des Partytourismus zu erleben, aber nichts ist weiter davon entfernt. Auf der berüchtigten Fullmoon Party Beach Haad Rin Nok geht es ganz beschaulich zu. Tagsüber genauso wie nachts, wo die Bars ihre riesigen Soundsystems anwerfen. Diese beschallen den einsamen Ozean. Es befinden sich in nur sehr wenigen Bars Gäste, die meisten bleiben komplett leer und das Personal langweilt sich. Ebenso die Wodka-Eimer-Verkäufer, es kommen pro Gast sicher 1,5 bis 2 Getränkeverkäufer. Wer soll das denn alles trinken?
Alles scheint hier auf das Fullmoon Party Geschäft ausgelegt zu sein. Ausnahmezustand 5 Tage pro Monat mit entsprechenden Preisen, den Rest vom Monat angenehme Leere und eine Infrastruktur, die in keinem Verhältnis zu den vorhandenen Touristen steht. Ich unterhalte mich mit dem Typ an der Rezeption im Hostel dazu. Er ist selbst als Backpacket hier 1997 zum ersten Mal hergekommen und meinte, alles sei damals komplett ausgebucht gewesen in Haad Rin. Damals hatte sich alles dort konzentriert, die Ressorts hätten sich erst im Laufe der Jahre über die komplette Insel ausgebreitet. So sei heute das Angebot an Übernachtungen viel größer, die Touristen verteilten sich über ganz Ko Phangan.
Phänomen Overhead: an jeder Bar und in jedem Restaurant sitzen mindestens 5 burmesische Kellner gelangweilt rum. Warum das so sei, frage ich in einem Gespräch mit dem Rezeptionisten im Hostel. Antwort: der Umsatz eines Monats wird an Fullmoon gemacht. Arbeitskraft sei billig hier, daher können es sich Arbeitgeber den Leerlauf leisten. Für die Leute hinter dem Tresen heisst das: Vollauslastung 3-4 Tage im Monat, ansonsten lässig herumhängen den Rest des Monats. Wenn es für einem passt: schön. Würde ich gerne so arbeiten? Vermutlich nicht. Schon der Typ an der Rezeption meinte, er habe immens viele Stunden mit Leerlauf, in denen es einfach nichts zu tun gäbe. Für mich eine Horrorvorstellung: rumgammeln und Stunden absitzen, ohne wirklich weg zu können.
Ich frage mich, wie man in Industrienationen mit so einer Fullmoon-Situation umgehen würde: vermutlich mit Aushilfen arbeiten. Dann bräuchte man nur auf einen Schlag entsprechend viele Aushilfskräfte, eine potentielle Engstelle. Aber es würde wohl kaum jemamd Leute fest einstellen, die die meiste Zeit des Monats nichts zu tun haben.
Mir ist es ganz recht – ein paar Tage der gepflegten Langeweile, bevor die längere Reiseetappe nach Laos ansteht.