Bist du auch neugierig auf die Havanna Sehenswürdigkeiten? Das waren wir zumindest vor unserer Ankunft auf Kuba. Unsere erste Frage bei Ankunft lautet: Das soll die Hauptstadt von Kuba sein? Das Flughafenterminal von Havanna wirkt wie ein kleiner Provinzflughafen irgendwo in Spanien, Mitte der 1980er Jahre. Bei der Passkontrolle wird nur schnell ein Foto angefertigt und wir stehen in Kuba.

Eben standen wir noch in Frankfurt. Jetzt umweht uns ein warmer Wind der Topen. Es ist nachts. Und es sieht aus wie in einer anderen Zeit. Draußen warten die Taxifahrer. Wir sollten eigentlich abgeholt werden, nur ist unser Fahrer nicht zu finden. Das hatte die Besitzerin unserer Casa Particular für uns organisiert. Stattdessen nehmen wir ein normales Taxi in die Innenstadt. Der Fahrer meint, wir können auch in Euro zahlen. Und für faire 25 Euro Festpreis fährt er uns direkt zur gebuchten Casa und 45 Minuten später stehen wir vor unserer Unterkunft in der Altstadt. Wir treffen später zwei Frauen, denen ein anderer Fahrer 40 Euro abgeknöpft hatte. Also Augen auf, beim Taxi vom Flughafen. Das gilt in Havanna wie überall auf der Welt. Einen öffentlichen Nahverkehr zum Flughafen gibt es nicht.

Centro Habana – Das ungeschminkte Leben im Sozialismus

Wir wohnen in Centro Cuba in der Casa Particular Maria Isabel. Die Altstadt ist nah und der Stadtteil Vedado ist auch noch zu Fuß zu erreichen. Dazu ist das Haus fast am Malecon gelegen, zu Fuß sind es nur wenige Meter bis zum Ufer.

Am nächsten Morgen nach Ankunft sehen wir uns hier im Barrio um. Die Straßen sind staubig. Es sind ganz schön wild aus. Von der Bausubstanz her muss so Prenzlauer Berg 1989 ausgesehen haben. Die alten Häuser sind unsaniert und manchmal ist nicht erkennbar, ob es sich bei einem Haus um eine Ruine handelt oder darin Menschen wohnen. Nur macht das den Einwohnern wenig aus. Das Stadtviertel pulsiert voller Leben. Die Straßen sind permanent mit Menschen gefüllt. Alles scheint unterwegs zu sein. Bewohner sitzen in Hauseingängen. Sie unterhalten sich. Ein Mann läuft mit 2 Baguettes unter dem Arm und unterhält sich mit einem Nachbarn. Ein Großteil des sozialen Lebens findet auf der Straße statt.

Davor zweifelt ich, ob Havanna meinen Erwartungen gerecht werden würde. Vielleicht ist alles nur ein Hype um Nichts? Jetzt bin ich froh am Malecon zu stehen und mir die kubanische Hauptstadt ansehen zu können. Das Land ist mitten in der Transformation vom Sozialismus zu etwas anderem. Es gibt bisher nur wenige sanierte Häuser. Stattdessen herrscht ein bunter Mix aus vielen Epochen und Verfalls-Zuständen. Häuser im Kolonialstil treffen auf sozialistische Bauten. An vielen Ecken ist Street Art zu finden. Es gibt wenige, aber sehr stilvolle Graffiti. Und teils alte Wandgemälde mit revolutionären Motiven. Und die Berliner Street Art Crew 1UP war auch hier und hat sich an etlichen Hauswänden verewigt.

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Die Altstadt in Vieja erleben

Der Tourismus konzentriert sich auf das alte Stadtzentrum Vieja. Das Viertel wirkt im Unterschied zum Centro schon eher herausgeputzt. Aber immer noch anders als das, was man aus anderen Ländern kennt. Nur wenige internationale Konzerne haben es in das Land geschafft. Und so fehlen die Ladengeschäfte von internationalen Marken. Stattdessen gibt es viele kleine Geschäfte. Und ab und zu mal einen Souvenirladen.

Hier schlendert man über das Kopfsteinpflaster der Altstadt. Und freut sich darüber eine Stadt ohne Shopping Malls zu erleben. Zumindest als Tourist ist das eine bereichernde Erfahrung. Die Kubaner wirken auch relaxt und guter Dinge. Auch wenn sie mal eben zwei Stunden Schlange stehen müssen, um eine Telefonkarte für das Internet zu kaufen.

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Zwischen Centro und Vieja liegt das Kapitol von Havanna. Es beherbergt den Sitz der Nationalversammlung von Kuba. Es wurde seit 2010 renoviert und war für Besucher geschlossen. Seit Februar 2018 ist es wieder für Besucher geöffnet, die in angemeldeten Kleingruppen eine Führung mitmachen können.

Morgens um halb neun sind nur wenige Touristen unterwegs. Wer Fotos machen möchte ohne Menschenmassen, sollte die Altstadt morgens erkunden. Wir stehen mit einem anderen Touristenpärchen auf dem großen Platz vor der Catedral San Cristobal de la Habana. So etwas wäre in Städten wie Barcelona undenkbar, wo man sich mit Tausenden anderen durch die engen Gassen der Altstadt schiebt. Hier im Zentrum von Havanna dagegen ist alles noch ziemlich leer und entspannt.

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Wir fahren mit der Passagierfähre von Vieja nach Casa Blanca. Dort befindet sich der Hershey-Bahnhof mit der historischen Elektrolok. Und nach einem kurzen Spaziergang hoch auf den Berg stehen wir an der weißen Jesus-Statue und blicken auf die Skyline auf der anderen Seite der Bucht. Wir laufen weiter zu den alten Festungsanlagen. Auf dem Weg dorthin gibt es ein Freiluftmuseum zum Kubakrise mit Raketen, Infanterie, einer sowjetischen MIG und einer abgeschoßenen US-Maschine. Die beiden Festungsanlagen sehen wir uns nur von außen an und erfreuen uns lieber über den Ausblick von dieser Seite der Bucht aus. Von hier aus siehst du die Altstadt von Havanna und den Malecón. Ein Traum!

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Studenten und Stadtleben in Vedado

Der Stadtteil Vedado ist zu Fuß von Centro Havanna zu erreichen. Dabei kommen wir an der Universität vorbei. „Die einzige Uni mit Panzer!“ erklärt uns ein junger Student mit Blick auf den Panzer im Innenhof, der aus Zeiten des jungen Fidel Castro stammt. Der Campus ist kompakt gehalten, hat einen quadratischen Innehof und die Bauten sind beeindruckend. Einfach die Treppe an der Alma Mater hochlaufen. Rechts vor dem Gebäude der Mathematikwissenschaften gibt es einen riesigen Baum, der das gesamte Atrium überspannt. Von hier aus organisierte Fidel Castro mit anderen Studenten Demonstrationen und hier wurden die Verletzten versorgt. Heute sitzen an derselben Stelle friedlich Studenten mit Laptops und Smartphones auf den Stufen.

In Vedado selbst befindet sich zentral das Hotel Habana Libre. Man könnte es für ein weiteres Gebäude sozialistischer Bauart halten. Aber es ist das ehemalige Hilton Hotel, das nach der Revolution beschlagnahmt und verstaatlicht wurde. 1959 war in diesem Gebäude das Hauptquartier der Revolution und Fidel Castro residierte in Zimmer 2324. Das muss man sich vorstellen. Oben in dem Hotel sitzen und über Havanna blicken.

Die Sichtweise der anderen Seite wird im Film „Der Pate Teil 2“ erzählt. Hier sitzen die amerikanischen Mafiosi am Vorabend der Revolution auf dem Dach eines Hotels in Havanna und stoßen auf die guten Geschäfte auf Kuba an.

Direkt auf der Straßenecke gegenüber befindet sich die legendäre Coppelia Eisdiele. An jedem Eingang gibt es lange Schlangen. Auf dieses authentische Erlebnis des real existierenden Sozialismus verzichten wir und holen uns ein Eis vor einem Verkaufsstand vor Coppelia. Man kann sich als Tourist auch durchwinken lassen und bekommt direkt einen Sitzplatz.

Weiter südwestlich in Vedado befindet sich die Nekropolis Cristobal Colon. Für 5 CUC kann man auf diesen riesigen Friedhof, auf dem sich unzählige wunderschöne Grabstätten, Krypten und Memoriale befinden. Die meisten Grabstätten sind katholisch und so ist die Bildsprache auch ziemlich oppulent. Unzählige, kunstvoll gestaltete Figuren finden sich auf den Gräbern. Wir finden ebenso Grabstätten für Japaner, das Zeichen der Freimaurer und einige verwunschen-verschnörkelte Tore. An dem Nachmittag werden wir Zeugen einer militärischen Begräbniszeremonie. Im Stechschritt marschieren Soldaten zu einem Trauermarsch in der glühenden Sonne. Der Friedhof ist eine der schönsten Sehenswürdigkeiten in Havanna.

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Fazit

Nach vier Tagen in Kuba ist unser Urteil ist ziemlich eindeutig: Havanna ist eine ganz großartige Stadt. Es gibt absolut viel Sehenswertes. Abends bei einem Daiquiri lässt es sich gut aushalten und eine Band spielt dazu in der Bar Montserat.

Wir werden irgendwann wiederkommen. Die Reise nach Kuba hat sich als Glücksgriff erwiesen. Und insbesondere von Havanna sind wir schwer begeistert. Und wir können nach dem Aufenthalt auch den Hype um Kuba verstehen. Es ist schön hier. Und gerade Havanna etwas für verschiedene Geschmäcker.

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Veröffentlicht in Kuba

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