What a bummer. Ich werde in Guangzhou von strömendem Regen und nasskaltem Klima begrüßt. Erinnerungen an meinen Aufenthalt in Guilin, Guanxi Provinz letztes Jahr kommen hoch, damals war das Wetter ähnlich klamm.
Ebenso ein Tiefschlag: in der Zwischenzeit hat China sämtliche Dienste von Google geblockt was im Frühjahr letzten Jahres nicht der Fall war. Vor allem sind meine Emailadressen nicht erreichbar. Ein Abend der Recherche ergibt: nichts zu machen. Alle Proxyserver, alle Downloads von VPN Software – auch aus Appstores – sowie das Tor-Netzwerk sind geblockt. Ich hätte mir im Vorfeld eine VPN Lösung mit einem privaten Server besorgen müssen.
Einzige Möglichkeit: einer Person außerhalb Chinas die Haustürschlüssel überreichen und Weiterleitungen einrichten lassen. Für das nächste Mal notieren: unmittelbar vor der Einreise nach „gmail blocked china“ suchen.
In Starbucks geht es undigital weiter: free wifi gibt es nur, wenn man sich den Code per SMS an eine chinesische Handynummer senden lässt. In Gedanken notiert: die übliche Starbucks-Kaffee-und-Internet-Recherche fällt also aus. Aber das war schon in Hong Kong so, wenn auch aus anderen Gründen. Der 30 Minuten Code war selten nutzbar, da das Wlan überlastet war.
Guangzhou, Hauptstadt der Guangdong Provinz und drittgrößte Stadt Chinas, ist die Antithese zu Hong Kong. Es wundert mich als Außenstehender nicht, dass 2/3 der Studenten in Hong Kong sich nicht vorstellen können in China zu arbeiten, was in der Southern China Morning Post aus Hong Kong zu lesen war. Es ist ungefähr so wie von „Zurück in die Zukunft II“ in die ehemalige DDR im Jahr 1994 zu reisen. Hong Kong ist futuristisch, teuer und durchorganisiert. Guangzhou ist der Maschinenraum und daher schmutzig und chaotisch. Zwar gibt es auch hier neue Hochhausbauten, die Stadt besteht aber ebenso aus verwinkelten Gassen der Altstadt. Gangzhou ist eines der Haupthandelszentren und es ist irrwitzig, die Menge an aufgetapeltn Waren zu sehen, straßenzugweise. Man wandert endlos an Geschäften entlang, die sich oft an Weiterverkäufer richten, die aus allen Teilen der Welt anreisen. Auf den Straßen türmen sich dann in Plastik verpackte Pakete bis zum ersten Stockwerk und es herrscht ein unglaubliches Treiben. Im Hostel treffe ich einem jungen Indonesier, der hier ist um Kontakte zu Händlern aufzubauen. Ich frage ihn, wie er die Waren verschickt, aber er meint, er kann sich jetzt noch keinen Einkauf leisten. Das Hostel ist absurderweise eine Wohnung im 7. Stock eines Hochhauses am Stadtrand. Da das Metrosystem hier gut ausgebaut ist, erreicht man den Ort aber schnell und vom Ostbahnhof, an dem ich von Hongkong aus ankomme und später nach Xiamen weiterreise, sind es nur 3 Stationen.
Und auch Märkte für alles Essbare finden sich hier. Ja, es stimmt, was man über die kantonesische Küche in Guangdong sagt und ich sehe hier allerlei Wassergetier zum Verkauf wie Schildkröten und Frösche und nein, das sind keine Haustiere. Ich nehme lieber echt-falsche Peking Ente im vegetarischen Restaurant Foo Yau Yuan Vegetarian Restaurant (佛有缘素食馆) in der Nähe der Chan Clan Academy. Das Restaurant finde ich erst beim dritten Versuch in einer Hintergasse, das einzig englischsprachige Schild ist winzig. Dafür ist der Laden riesig und knallvoll, ich bekomme nur mit Mühe einen Platz. Der Besuch lohnt sich auf jeden Fall.